Häufige Fragen
»Wer sagt denn, dass wir verzweifelt dem Erfolg nachjagen und dass wir uns in hoffnungslose Betriebsamkeit stürzen müssen? Findet sich einer, der mit seinen Gefährten nicht im Gleichschritt geht, so hört er vielleicht den Klang eines anderen Trommlers. Lasst ihn doch dem Takt jener anderen Musik folgen, die an sein Ohr dringt, mag sie auch noch so langsam oder von fernher erklingen.«
(Henry David Thoreau)
Was sind eigentlich Trappistinnen?
Die Orden in der Kirche erneuern sich immer wieder, sie reformieren sich. Aus solchen Reformbewegungen entstehen manchmal neue Orden.
So gründete zum Beispiel im 11. Jahrhundert eine Gruppe von Benediktinern das Kloster Cîteaux in Frankreich; das war der Beginn des Ordens der Zisterzienser. Und von La Trappe, einem französischen Zisterzienserkloster, ging im 17. Jahrhundert eine Reform aus, die später zum Orden der Trappisten wurde. Die wichtigste Gestalt für Zisterzienser und Trappisten ist der heilige Bernhard, der Abt von Clairvaux war.
Die Trappisten sind ein monastisch-kontemplativer Orden und leben nach der Regel des heiligen Benedikt von Nursia. Sie übernehmen keine Seelsorge und auch keine sozialen Aufgaben wie Schulen oder Krankenhäuser. Wir verdienen unseren Lebensunterhalt durch die Arbeit in unseren Werkstätten.
Heute gibt es 102 Männer- und 76 Frauenklöster der Trappisten, nicht nur in Europa, sondern beispielsweise auch in den USA, in Mexiko, in Brasilien, Angola, Nigeria, Marokko, Australien, Indien oder Indonesien.
1984 ist unsere kleine trappistische Gemeinschaft hier am Donnersberg gegründet worden.
»Seht, ich schaffe Neues! Schon sproßt es auf... Merkt ihr es nicht?!«
(Prophet Jesaja 43,19)
Ist das nicht ein sehr strenger Orden?
Von außen kann es schon so wirken, weil wir zum Beispiel das Kloster nur selten verlassen. Aber wir wollen uns eben konzentrieren auf all das, was mit Gott zu tun hat. Dann fallen viele Dinge von selbst weg. Außerdem wollen wir bewußt einfach leben und uns nicht dem Konsumzwang unterwerfen. Wir fühlen uns mitverantwortlich für das Überleben anderer Menschen und der ganzen Schöpfung. Das kann ein erfülltes und sinnvolles Leben sein, weil es ein großes Ziel hat: Gott.
»Nimm das Überflüssige weg, dann steigt das Gesunde aus der Tiefe empor.«
(Bernhard von Clairvaux)
Ist so ein Leben nicht eine Flucht aus der Welt?
Es kann schon so aussehen: Wir sitzen hier am Donnersberg in unserem Kloster, wir sehen nicht fern, hören nicht Radio und surfen nicht im Internet. Deshalb leben wir aber noch lang nicht hinter dem Mond! Wir wissen schon, was sich draußen so tut. Wir lesen die Zeitung und wir haben auch Gäste, die uns erzählen, wie es ihnen zum Beispiel bei ihrer Arbeit geht.
Und eigentlich könnten wir auch gar nicht aus der Welt flüchten, weil wir uns selber überallhin mitnehmen, und auch wir sind ein Teil dieser Welt. Vor allem ist mein eigenes Ich der einzige Teil der Welt, den ich auf Dauer wirklich ändern kann. Das ist es, was wir wollen: uns verändern, umkehren.
»Der Mönch wagt es, gegen den Strom zu schwimmen, flußaufwärts in Richtung Quelle... zu Gott«
(Raimon Panikkar)
Und was bringt das Ihren Mitmenschen?
Wir sind eine Gemeinschaft, in der viel gebetet wird, und unser Gebet geht über unser kleines Kloster hinaus. Wir hören oft, wie wichtig es für die Menschen ist, dass wir im Gebet an sie denken. Aber nicht nur unser Gebet dient den Menschen. Wir sind auch offen für alle, die bei uns Rat und Hilfe suchen oder als Gäste Tage der Stille und des Gebetes verbringen wollen.
Außerdem ist es nicht egal, wie wir hier leben. Heute ist so oft von Vernetzung die Rede. Aber nicht nur unsere Computer sind miteinander vernetzt. Auch wir Menschen stehen miteinander in Verbindung. Alles, was geschieht, hat eine Auswirkung aufs Ganze. Jedes noch so kleine Bemühen um ein friedliches Zusammenleben stärkt den Frieden in der Welt. Wir alle sind verantwortlich, nicht nur die betroffenen Politiker.
»Kontemplatives Leben kennt keine Grenzen.«
(Armand Veilleux)
Warum sind Sie ins Kloster gegangen?
Das ist eine Frage, die man schwer allgemein beantworten kann. Für Gott ist jeder Mensch einzigartig, und deshalb hat er mit jedem Menschen einen besonderen Weg. Aber sicher haben wir uns alle gefragt, was der Sinn unseres Lebens ist, was unsere tiefste Sehnsucht erfüllt. Dadurch ist Gott der Mittelpunkt unseres Lebens geworden, um den sich alles dreht. Und dann wollten wir natürlich mit anderen zusammen leben, die genauso denken und sozusagen ein alternatives Leben führen wollen.
»Ein Mensch, der lebt, will uferlos schauen.«
(Herbert Achternbusch)
Ist es nicht schwer, immer mit denselben Menschen zusammen zu sein?
Manchmal ist es nicht leicht. Wir sind sehr verschieden, und wir alle sind Menschen mit Schwächen und Stärken. Da gibt es natürlich auch Meinungsverschiedenheiten und Konflikte. Aber je länger man zusammen lebt, zusammen betet und arbeitet, umso besser lernt man einander kennen und verstehen. Und man lernt auch sich selbst besser kennen.
Es ist wie mit den Kieselsteinen im Bach: Das Wasser muß sich seinen Weg durch die Steine bahnen und wird dadurch gereinigt und klar. Und die Steine sind glatt und glänzend, weil sie durch das Wasser abgeschliffen werden. Eine Gemeinschaft, die offen und ehrlich miteinander lebt, ist sehr reich an verschiedenen Fähigkeiten. Und so können wir zusammen vieles machen, was eine allein niemals könnte.
Vor allem steht Gott im Zentrum unseres Lebens, und dann ist es wie mit den Speichen eines Rades: Je näher die Speichen an der Mitte, der Nabe, sind, umso näher sind sie einander. In Gott finden die Menschen zueinander.
»Der Mönch ist von allem getrennt und doch mit allen verbunden.«
(Evagrius Ponticus)
Warum ist das Schweigen für Sie so wichtig?
Schweigen bedeutet: sich selbst zurücknehmen und den anderen Raum geben - den Mitmenschen und Gott. Es geht also nicht darum, einfach nur den Mund zu halten. Es gibt auch ein eisiges Schweigen, mit dem ein Gespräch abgeblockt wird oder ein Schweigen aus Bequemlichkeit.
Wirklich schweigen heißt, dass auch das innere Geschwätz aufhört, die Selbstvorwürfe, die Träumereien oder die Klagen über andere. Wer sich im inneren und äußeren Schweigen übt, wird erfahren, dass er hellhörig und sensibel wird. Und nur dann kann er erfahren, was Gott von ihm will.
»Ein Bruder, der mit anderen zusammenlebte, fragte den Altvater Besarion: Was soll ich tun? Dieser antwortete ihm: Schweige und vergleiche dich nicht mit anderen!«
(Sprüche der Altväter)
Müssen Sie immer schweigen?
Nein; wenn man in einer Gemeinschaft zusammenlebt, ist es nötig, dass man miteinander spricht. Es ist aber wichtig, was und wie gesprochen wird. Heute wird so viel geredet. Wer gehört werden will, ist gezwungen, etwas zu sagen, das noch interessanter oder skandalöser ist als das, was andere sagen. So entstehen Lügen und Geschwätz, und keiner weiß mehr, wem er vertrauen kann. Wir wollen verantwortungsbewusst mit unseren Worten umgehen, damit wir mit unserer Zunge keinen Schaden anrichten. Deshalb sprechen wir auch nicht immer und überall. Es gibt bei uns Zeiten und Räume, in denen geschwiegen wird.
»Tod und Leben sind in der Macht der Zunge.«
(Buch der Sprichwörter 18,21)
Warum tragen Sie einen Schleier?
Früher war der Schleier ein Zeichen dafür, dass eine Frau vergeben war; entweder war sie verheiratet oder sie wollte nicht (mehr) heiraten. Für uns bedeutet der Schleier: Auch wir sind schon vergeben. Wir wollen keinem anderen Menschen gehören oder irgendeiner Ideologie, nicht einmal mehr uns selbst - sondern Gott. Wir haben uns entschieden, sozusagen ein verrücktes Leben zu führen: Wir haben unser eigenes Ich, das sich so gern breit macht, aus dem Mittelpunkt unseres Lebens an die Seite verrückt und stattdessen Gott ins Zentrum gerückt.
»Gebt mir einen Punkt außerhalb der Erde und ich hebe sie euch aus den Angeln!«
(Archimedes)
Ist das nicht unmenschlich?
Im Gegenteil. Durch keinen Menschen, durch keine Organisation, erst recht durch keine Ideologie wird die Würde und Freiheit des Menschen so geachtet wie durch Gott. Gott ist der einzige, der niemanden zwingt. Er will keine Marionetten, sondern Menschen, die sich frei entscheiden.
Unmenschlich dagegen ist es, wenn Menschen sich einfach dem Trend der Zeit beugen oder der gerade herrschenden Mode oder irgendeiner Weltanschauung. Genauso schlimm ist es, wenn jemand abhängig ist von den eigenen Stimmungen oder von dem, was andere über ihn denken. All das macht unfrei.
Menschen neigen immer dazu, Bedingungen zu stellen:
Wenn ich das schaffe...
Wenn du das tust...
Wenn ihr das nicht lernt...
Wirklich frei bin ich erst dann, wenn ich weiß: Es ist gut, dass es mich gibt, so wie ich bin. Das erfahre ich bei Gott.
»Wenn Gott groß ist, sind auch wir groß. Unser Leben wird nicht unterdrückt, sondern erhöht und weit. Es wird groß im Glanz Gottes.«
(Papst Benedikt XVI.)
Sie stehen so früh auf!?
Ja, wir stehen noch vor den Hühnern auf. Wenn die Hähne im Dorf krähen, sind wir schon beim Beten, und es ist schön, das Erwachen des Tages mitzuerleben. Die Nacht ist eine besonders gute Zeit zum Beten, weil es um uns herum noch still ist und weil auch wir selbst noch frei sind von den Eindrücken, die der Tag mit sich bringt.
Das hilft uns, offen zu sein für Gott. Gebet heißt für uns nicht einfach fromme Worte zu sprechen - es geht darum, sich für die Begegnung mit Gott vorzubereiten. Gott ist ja kein Kumpel, dem man auf die Schulter klopfen kann: Hast du mal einen Moment Zeit für mich?... Gott ist ganz anders als wir Menschen, und deshalb ist er auch so faszinierend.
»Des Nachts gehen wir zur Quelle. Zutiefst in uns schlummert lebendiges Wasser...«
(Frère Roger, Taizé)
Denken Sie da nicht nur an sich selber?
Nein, wir beten auch für die Menschen, die nicht schlafen können, weil sie krank sind, weil sie hungrig sind, verzweifelt oder voll Angst. Krankenschwestern sagen, dass gerade zu dieser Zeit oft Menschen sterben. So gilt unser Gebet auch besonders den Sterbenden. Heute werden die Nachtseiten des Lebens - Krankheit, Leid, Tod - gern verdrängt. Alle wollen jung, gesund und glücklich sein. Wir wollen uns ganz bewußt auch mit der nächtlichen Seite des Lebens auseinandersetzen. Denn - Tag und Nacht, Freude und Leid, Leben und Tod - gehören zusammen wie die zwei Seiten einer Hand.
»Man sieht anders und besser mit Augen, die geweint haben.«
(Phil Bosmans)
Ist das viele Gebet nicht vertane Zeit?
Das Gebet ist keine "vertane" Zeit; es ist "verschenkte" Zeit! Einem Menschen, den wir mögen, schenken wir gern unsere Zeit - warum also nicht auch Gott? Am Ende unseres Lebens wird das Bestand haben, was wir aus Liebe getan haben, auch die Zeit des Gebetes, in der wir für Gott und die Menschen da waren. Unser siebenmaliges Gebet zu bestimmten Stunden hat aber noch einen anderen Sinn: Es heiligt die Zeit, indem es sie jetzt schon auf die Ewigkeit, auf Gott hin öffnet.
Ganz bewusst unterbrechen wir unsere Arbeit und gehen zum Gebet, um uns daran zu erinnern, dass wir nicht arbeiten, um möglichst viel Profit zu machen oder uns selbst zu verwirklichen, sondern um dabei mitzuhelfen, dass Gott seinen Plan für die Welt und die Menschen verwirklichen kann.
»Das Gebet sprengt die Enge der Welt.«
(Ladislaus Boros)
Warum verlassen Sie das Kloster so selten?
Weil wir zuhause sein wollen. Wer heutzutage jemanden besucht, tut gut daran, sich anzumelden. Uns passiert es oft, dass Menschen unangemeldet kommen und sagen: 'Ihr seid ja immer da...' Aber es geht nicht nur darum, dass wir für die Menschen da sein wollen. Wir möchten auch möglichst alle Zerstreuung vermeiden, damit wir uns konzentriert auf Gott einlassen können.
Vom heiligen Mönch Benedikt, nach dessen Regel wir leben, heisst es: 'Er wohnte bei sich selbst.' Und weil er 'zu sich gekommen' war, war er auch sensibel für Gott. Viele Menschen klagen darüber, dass sie Gott nicht erfahren. Aber sie bedenken nicht, dass durch ständige Ablenkung der Mensch zerstreut wird und seine Feinfühligkeit verliert.