Kloster Gethsemani

Neues

Gregor von Nareg

Vor kurzem haben wir des heiligen Gregor von Nareg gedacht. Der Name dieses armenischen Kirchenlehrers war auch uns nicht auf Anhieb bekannt. Er wurde ja erst am 24. April 2015 durch Papst Franziskus heiliggesprochen – zum 100jährigen Gedenken an den Völkermord an den Armeniern.

Aber wir haben in unserer Bibliothek ein Buch mit Auszügen aus seinem "Buch der Trauer und Hoffnung". Der Titel dieses Buches könnte auch als Überschrift über der Geschichte des armenischen Volkes stehen. Da gibt es viele Gründe zu trauern – erst im vergangenen Jahr über den Verlust von Berg Karabach – aber ihr Glaube hat die Armenier nie die Hoffnung verlieren lassen.

Der heilige Gregor stammte aus der heutigen Türkei, der damaligen Provinz Vaspouragan, die im 10. Jahrhundert eine blühende Kulturlandschaft war, mit dem Kloster Naregavank, in dem Gregor (+ 1003) als Mönch lebte. Sein "Buch der Trauer und Hoffnung" klingt wie ein ganz persönlliches Gebetbuch, aber in seinen Hymnen kann sich jeder gläubige Mensch wiederfinden, gerade jetzt in der Fastenzeit.

So betet er im 12. Gesang:

In meinem Gesicht vom vielen Bitten beschämt
Zu Boden gesenkt
Will ich mein scheues Lippenpaar
Wieder öffnen und meine Sprache frei bewegen
Zu neuem Bittgesang.
Er soll als neues Lied der Klage
In die Höhe steigen.
Nimm in Leichtigkeit die Bitten auf, Herr, Gott, Gewaltiger, aus meiner Bitternis.
Nähere dich mit Gnade meinem flehenden Gesicht
Zertreue in deiner Großzügigkeit
Mein schmachvolles Traurigsein.
Heb von mir, Erbarmer
die untragbare Schwere hinweg ...
Erhalte nach deinem Willen
Das gequälte Sein meiner Seele
Und lasse unbeschadet in meinem Leib
Die Gnade deines Atems.
Stell um mich deine himmlische Schar auf
Sichtbar zu Zeichen
Gegen die Meute des Bösen.
Gib die Fülle der Ruhe
todestiefen Schlummer
Im Abgrund der Nacht.

(Übersetzung von Herbert Maurer, in dem Buch "Fenster der Seele": Auszüge aus dem "Buch der Trauer und Hoffnung" des armenischen Kirchenlehrers Gregor von Nareg, Heiligenkreuz 2020)