Kloster Gethsemani

Neues

Das Charisma der Zisterzienser

Vor kurzem haben wir das Fest der "Gründerväter" unseres Ordens gefeiert, der Heiligen Robert, Alberich und Stephan, die ab 1098 nacheinander als Äbte das "neue Kloster" von Cîteaux leiteten. Ihnen ist es zu verdanken, dass nicht nur etwas Neues entstand, sondern etwas, das auch heute noch anziehend ist. Ein Grund dafür ist sicher die ausgeglichene Lebensordnung (heute würde man dazu wohl "work-life-balance" sagen), das Gleichgewicht zwischen Gebet - Arbeit - Lesung, aber auch die lebendige Spiritualität, die das Alleinsein im Gebet verbindet mit der Liebe zu den Mitmenschen.

Der Zisterzienser Isaak von Stella (* um 1100) schrieb dazu in einer Predigt:

Brüder, das soll auch eure Lebensform sein,
das Richtmaß für euer Leben auf Gott hin:
in Gedanken und in der Sehnsucht
bei Christus im ewigen Vaterland leben,
und zugleich auf dieser mühsamen Pilgerreise
keinen Dienst der Liebe um Christi willen verweigern.

Nach oben Christus dem Herrn zum Vater hin folgen:
in stillen Zeiten ganz in der Meditation aufgehen,
einfach werden und neues Leben schöpfen.
Nach unten Christus zum Bruder hin folgen:
im Einsatz sich zerreißen und allen alles werden.

Aus diesem Grund wollte Jesus den Aussätzigen,
dem er durch ein bloßes Wort hätte helfen können,
dadurch heilen, dass er ihn berührte.
So sollst auch du deine Liebestat nicht auf eine möglichst leichte,
sondern auf möglichst liebevolle Art ausführen.

(Ein Lied, das nur die Liebe lehrt, S. 105-107)