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Wer bin ich?
Wer bin ich - diese Frage stellt sich uns, sobald wir ein wenig zur Ruhe kommen. Wir spüren, wie wir gespalten sind, hin- und hergerissen: Wer bin ich - was ich selbst von mir denke oder was andere über mich sagen?
Und doch ahnen wir, dass das, wonach wir uns sehnen, schon tief in uns verborgen liegt: das "wahre Selbst", wie Thomas Merton es nennt. Es ist das Abbild Gottes, nach dem wir geschaffen sind. Dieses Bild Gottes in uns kann zwar beschmutzt werden, aber es kann nie verloren gehen.
Leider bleiben wir aber meistens an der Oberfläche unseres Wesens und lassen uns vom falschen Ich bestimmen. Dieses falsche Ich, das Ego, identifiziert sich mit dem "Haben", das wahre Selbst mit dem "Sein". Das falsche Ich definiert sich durch das, was wir haben, was wir besitzen, was wir wissen und können. Unser Ego strebt nach Besitz, nach Macht, nach Prestige usw. Aber solange wir unsere Befriedigung darin suchen, etwas zu haben, werden wir immer unglücklich sein, weil das falsche Ich nie genug bekommen kann und immer mehr haben will und deshalb nie zufrieden ist. So finden wir aber nicht den authentischen Kern unseres Wesens, denn wir sind mehr als unser Besitz und unser Können. Unser wahres Selbst liegt tiefer.
Bernhard von Clairvaux schreibt: "Die Menschen suchen draußen nach Erfüllung, während sie im Inneren einen Schatz in sich tragen, der unendlich viel größer ist als alles, was die Welt zu bieten hat."
Bekehrung bedeutet, sich allmählich vom falschen Ich abkehren und in die Tiefe steigen. Was hilft uns aber dabei? Ganz präsent sein, ganz in der Gegenwart leben. Das klingt einfacher, als es ist. Denn mit unseren Gedanken und Gefühlen flüchten wir oft aus der Gegenwart, weil wir sie als langweilig oder unangenehm empfinden. Gott aber ist da. Und wir begegnen ihm nur, wenn wir auch da-bleiben, wenn wir da-sind, wenn wir es im gegenwärtigen Augenblick aushalten, anstatt uns um das Haben, das Befriedigen oberflächlicher Wünsche zu kümmern.
Die weise Amma Synkletika sagt uns: "Das schmale Tor, das zum Leben führt, ist das Jetzt. Was immer der gegenwärtige Augenblick dir gibt, Gutes oder Böses, schenke ihm deine ganze Aufmerksamkeit. Sobald du dem Augenblick gehorsam bist, lösen sich Widerstand und Abneigung auf." Dann finden wir unseren Frieden in Gott.