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Kenne ich Jesus?
Jesus faszinierte die Menschen. Wo er auftauchte, strömten sie herbei. Aber verstanden sie ihn auch? Jesus selbst verließ sich nicht darauf; er vertraute sich ihnen nicht an, heißt es im Johannesevangelium (2,24).
Doch von denen, die ihm nachfolgten, wollte er verstanden werden. Einmal fragte er sie direkt: "Für wen haltet ihr mich?" (Matthäusevanglium 16,15). Petrus hatte die Antwort schnell parat: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes" (16,16). Damit hatte er Recht; aber verstand er es auch richtig? Sobald Jesus über sein Leiden und seinen gewaltsamen Tod spricht, wird deutlich, dass Petrus noch auf das eigene Ego mit seinen beschränkten Vorstellungen fixiert ist. Er protestiert: "Das darf nicht mit dir geschehen!" (16,22). Jesus aber sagt ihm ganz deutlich: "Du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen" (16,23).
Wir Menschen wollen nichts von Leiden und Tod hören. Aber die Wahrheit des Glaubens widerspricht oft dem, was in unser Denken passt. Wenn wir unseren Glauben an Jesus ernst nehmen, müssen wir unser eigenes Denken hinterfragen.
Edith Stein hat einmal gesagt: Die Frage, wer Jesus ist, ist wichtig; aber nicht weniger wichtig ist die Frage, für wen wir uns selbst halten. Denn nur wenn ich mich selbst erkenne, kann ich erkennen, wie Jesus ist. Ich muss mich ehrlich fragen: Welche Wünsche habe ich, welche Ziele verfolge ich im Leben, wie stehe ich zu Leid und Tod? Gehe ich allem Unangenehmen aus dem Weg? Bin ich nur mit Menschen zusammen, die so denken wie ich? Kann ich es ertragen, dass jemand mich kritisiert oder mir widerspricht, dass jemand andere Dinge für wichtig hält als ich? und so weiter...
Letztlich geht es immer darum, von meinem Ego wegzukommen und mich einzulassen auf etwas Anderes, Größeres - besser gesagt: einen Größeren. Denn wer sich Jesus anvertraut, bekommt es mit Gott selbst zu tun.