Kloster Gethsemani

Neues

Der Fremde am Ufer

Immer wieder erscheint der Auferstandene den Jüngern - aber warum erkennen sie ihn so schwer? Weil er unerwartet und in immer neuer Gestalt erscheint und wieder entschwindet. Edith Stein hat deshalb alle österlichen Erscheinungen als ein "Pascha" bezeichnet, als ein "Vorübergehen". Denn der Auferstandene verfügt auf eine neue Weise über seinen Leib: Raum, Zeit, Schwerkraft und Widerstand der Materie sind aufgehoben.

Den Kern der Ostergeschichten bildet ein überaus wichtiger Gedanke: Es gibt keine Rotation von Wiedergeburt und Wiedertod - oder ein Erlöschen im Nichts, auch nicht der Übergang der Seele in eine universale kosmische Seele. Nein, nach dem Tod erwartet uns ein unendlich erfülltes Leben mit Gott.

Darum geht es auch im heutigen Evangelium von dem Fremden, der am Ufer steht und um Essen bittet. Nach einem vergeblichen Fischfang in der Nacht wendet sich auf sein Wort hin alles. Das Netz droht zu zerreissen, weil es so voller Fische ist. Schon früher, nach der Brotvermehrung, gab es diesen Überfluss, als zwölf Körbe übrigblieben. Johannes erkennt als erster an der Fülle der gefangenen Fische: "Es ist der Herr!" Daraufhin gürtet sich Petrus das Obergewand um, weil er nackt war.

Eine eigenartige Scheu erfüllt die Jünger. Obwohl Jesus so lange mit ihnen zusammen war, spüren sie jetzt etwas Fremdes an ihm. Er ist ihnen vertraut und fern zugleich. Er gehört nicht mehr der irdischen Welt an, sondern der himmlischen. Doch sind diese beiden Welten nicht voneinander getrennt. Der Auferstandene verbindet sie durch seinen Leib, der ein menschlicher Leib bleibt, aber unendlich verwandelt ist und uns so zeigt, was auch wir einmal hoffen können.

(Gedanken von Dom Chris zu Joh 21,1-14)