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Das Gleichnis von den 10 Jungfrauen (27.09.2018)
Wer jung ist, hört nur ungern auf Ratschläge. Kluge Eltern erinnern sich dann daran, dass jeder Mensch seine Erfahrungen selber machen muss und mischen sich nicht ein. Aber es fällt schwer, aufgrund der eigenen, mühsam erworbenen Erfahrungen mit ansehen zu müssen, dass etwas schiefgehen kann. Klug ist, wer trotzdem nichts sagt.
In der Geschichte von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen sind die klugen Frauen, die Ersatzöl für ihre Lampen haben, nicht bereit, sich einzulassen auf diejenigen, die keinen Vorrat an Öl mehr haben. Deshalb müssen die Törichten Öl für ihre Lampen nachkaufen. Somit kommen sie zu spät zur Hochzeit und finden keinen Einlass mehr.
In unserer monastischen Tradition heisst es: Die törichten Frauen mussten erst noch ihre eigenen Erfahrungen machen. Man kann Erfahrungen, die man erworben hat, nicht einfach an andere übertragen, schon gar nicht ganz persönliche Erfahrungen, die man mit Christus gemacht hat. Würde man dies tun, würde die Erfahrung an Wert verlieren, weil sie eigentlich erst durchlebt und manchmal auch durchlitten werden muss. Wo man eine spirituelle Erfahrung mitzuteilen versucht, ohne dass der andere sich auch um sie bemüht hat, schwächt man sie im Grunde und mindert ihren Wert. Damit kann sie auch für einen selbst an Bedeutung verlieren.
Öfter ist darauf hingewiesen worden, dass der heilige Benedikt in seiner Regel darauf verzichtet, über tiefe Gebetserfahrungen zu sprechen. Diese persönlichen, intimen Erfahrungen soll jeder Mönch für sich selbst behalten. "Mein Geheimnis gehört mir", sagt der heilige Augustinus.